Aktuelle Domainnews #4

11. Mai, 2009 von · Kommentare deaktiviert für Aktuelle Domainnews #4 

Rechtliches – Sind Vornamen geschützt?

Erstreckt sich das Namensrecht (§12 BGB) auch auf Vornamen, oder kann man als Domainer bedenkenlos Vornamen als Domain registrieren? Obwohl der komplette bürgerliche Name (= Vor- UND Zuname), sowie der Familienname gemäß §12 BGB namensrechtlich geschützt sind, gilt dies nicht für den Vornamen. Vornamen alleine besitzen in der Regel keine Unterscheidungskraft im Sinne des §12 BGB und sind daher nur aufgrund entsprechender Bekanntheit und Verkehrsgeltung geschützt. In einem kürzlich veröffentlichen Urteil hat der BGH dem Vornamen „Raule“ eine entsprechende Unterscheidungskraft zugestanden, so dass sich der Domaininhaber gleichen Vornamens von Raule.de gegenüber dem Träger des gleichen Nachnamens behaupten konnte. Dies jedoch nur aufgrund der großen Seltenheit des Vornamens „Raule“, was seine Unterscheidungskraft begründete. Geläufige Vornamen wie Michael oder Andrea besitzen weiterhin keinen namensrechtlichen Schutz.

NSI zahlt 1 Mio. USD für Frontrunning

Wie Domainnamenews.com berichtet, hat sich NSI bei der gütlichen Einigung einer Sammelklage auf eine Zahlung in Höhe von 1 Mio. USD geeinigt. NSI wurde Anfang 2008 in Kalifornien wegen Betruges, unlauterer Geschäftspraktiken und arglistiger Täuschung verklagt. Frontrunning ist eine Praktik, bei der Domains bereits bei der einfachen Abfrage auf Verfügbarkeit vor der Registrierung blitzschnell durch den Registrar selbst registriert werden. Besonders verwerflich ist dabei, dass der unbedarfte Kunde die Informationen durch seine Domainabfrage selbst geliefert und initiiert hat. Der Kunde hat dabei das Nachsehen. NSI betrieb diese Methode, um nach eigener Aussage die abgefragten Domains für seine Kunden zu sichern, bevor sie jemand anderes hätte wegschnappen können. Der Haken dabei war aber, dass die Domains dann über keinen anderen Registrar als NSI mehr registriert werden konnten.
Wie kann man Frontrunning vorbeugen? Zunächst sollte man aufpassen, wo man seine Domains abfragt. Am besten man hat sein eigenes Tool, das direkt auf die Whois-Server der diversen Registries zugreift. Hat mein kein eigenes Tool, dann kann man entweder die Web-Whoisabfrage der jeweiligen Registry abfragen, oder einen vertrauensvollen Whois-Dienst benutzen. Ich empfehle whois2.org, ein Tool, das von Christoph Eik von Domainconsult.de betrieben wird.

Internetsperren – über 50.000 Bürger dagegen!

Eine Online Petition gegen den Gesetzesentwurf für Internetsperren hat innerhalb von vier Tagen die benötigten 50.000 Unterzeichner gefunden, damit sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit dem Thema in einer öffentlichen Sitzung befassen muss. Die Petition läuft noch bis zum 16.06.2009, wer möchte kann also immer noch seine Meinung kundtun. Wie verschlagen die Bundesregierung dabei vorgeht, kann man an der jüngsten Aussage des Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf Tagesschau.de sehen. Dort sagt er und ich zitiere:

Das macht mich schon sehr betroffen, wenn pauschal der Eindruck entstehen sollte, dass es Menschen gibt, die sich gegen die Sperrung von kinderpornographischen Inhalten sträuben.

Dieser Entwurf sei „in vielerlei Hinsicht“ als „eines der wichtigsten Vorhaben“ der Bundesregierung zu sehen. Wohin die Reise führt ist also jetzt klar. Morgen sind dann Glücksspielseiten, übermorgen „normale“ Sexseiten und schließlich Killerspiele dran. Und wer es wagt seine grundgesetzlich verankerte Meinung zu äußern wird von der Regierung sogleich mit einem Generalverdacht in die Nähe der Kinderschänder gerückt. Dabei geht es nur am Rande darum, Kinder vor Missbrauch zu schützen. Es handelt sich vielmehr um eine ausgeklügelte Strategie der Ablenkung und Verschleierung. Die Verantwortlichen reiben sich bereits jetzt die Hände und der wichtige Schutz der Kinder bleibt durch diese völlig unwirksamen Sperren wieder auf der Strecke.

.eu – Resümee nach 3 Jahren

Die Einführung der .eu TLD hat dieses Jahr ihren dritten Geburtstag gefeiert. Der Stand zum 03.05.2009 war 2.939.478 registrierte .eu Domains. Insgesamt gingen die Neuregistrierungen somit deutlich zurück und das, obwohl die Eurid im Juni 2008 60.000 .eu Domains verschenkt hatte. Ohne diese Aktion wäre das Wachstum noch deutlicher eingebrochen. Mir ist zwar die .eu noch allemal lieber als Domainzombies wie .asia oder .mobi, aber so richtig in Gang kommt .eu auch nicht wirklich. Das mag an der Spekulationsblase einerseits oder an dem Markenwirrwarr bei der Einführung andererseits liegen. Wer von Euch hat .eu Domains und wenn ja, wie viele? Wer von Euch hat eine .eu Domain bereits erfolgreich projektiert? Wer kennt erfolgreiche Projekte unter .eu?

Internet und Domainhandel: Quo Vadis? (gewünscht von Trixi)

Heute haben wir zum ersten Mal Themen, die von Euch, den Zuhörern vorgeschlagen und gewünscht worden sind. Vielen Dank für die rege Beteiligung, so macht Radio Spaß! Trixi hat das Thema „Internet und Domainhandel: Quo Vadis?“ vorgeschlagen. Haben wir Google auch noch 2050 an der Backe? Wo ist der Domainmarkt in 3 Jahren (Wunsch aus dem Chat). Da diese Fragen wunderbar zusammenpassen, habe ich Sie in ein Thema gepackt. Die Reise wird in diesem (und evtl. im nächsten Jahr – also 2009 und 2010) noch von der Weltwirtschaftskrise geprägt sein. Die Parkingeinnahmen sind auf einem Jahrhunderttief und eine Wende ist nicht in Sicht. Obwohl der Online-Werbemarkt auch in der Krise wächst, kommt weniger bei uns Domainern an. Das Parkinggeschäft wird von Google als Monopolisten dominiert. Google macht die Preise und steuert die Parkingeinnahmen durch Modelle wie „Smart Pricing“. Das bedeutet auch weniger Geld in der Domainwirtschaft, was sich natürlich auch auf den Domainhandel auswirkt. Wer noch Geld hat, der kauft zwar Domains, aber oft weit unter dem Preis von noch vor einem Jahr. Der Schwerpunkt dieses Jahr liegt ganz klar im der Projektierung. Für gute Keyword-Domains unter den TLDs cnoib, die naturgemäß wenige bis keine Type-Ins aufweisen, ist der Besucherstrom über die Suchmaschinen die einzige Möglichkeit der Refinanzierung. Aber auch dort ist man Google ausgeliefert. Google beherrscht mit seiner Suchmaschine bereits seit geraumer Zeit den deutschen Markt. Wer nicht in Google gefunden wird, der existiert praktisch nicht. Auch neue Strömungen wie die „Suchmaschine“ Wolfram Alpha sind keine wirkliche Alternative, da es sich um ein ganz eigenes System handelt, das mit der Internetsuche, wie wir sie kennen nicht viel zu tun hat. Hier werden vielmehr Fragen der User direkt semantisch ausgewertet und beantwortet, ohne reine Suchergebnisse zu präsentieren. Ich befürchte, dass wir Google noch lange „genießen“ werden „dürfen“, obwohl ich hoffe, dass der Markt sich auch stärkeren Mitbewerbern öffnen wird.
Wer diese Krise übersteht, der wird jedoch gestärkt aus ihr hervorgehen. Der Domainwert wird nach der Krise meiner Meinung nach bislang ungekannte Höhen erreichen. Was meint Ihr? Wohin geht die Reise?

Die “richtige” Domainstrategie. Themengleiche Domains oder breitgestreutes Portfolio? (gewünscht von AlexP)

Was ist die beste Domainstrategie? Grundsätzlich kann man sagen, dass es nicht „die beste“ Domainstrategie gibt. Welche Strategie man wählen sollte, wird hauptsächlich vom eigenen Kapitalfluss bestimmt. Dieser bestimmt auch, wie man im Business arbeitet. Domainparking oder Domainhandel, Projektieren oder nicht wird von den monatlichen Einnahmen bestimmt. Jemand, der „nur“ mit Domains handelt, ist darauf angewiesen regelmäßig zu verkaufen, um Geld für den Einkauf zur Verfügung zu haben. Da der Domainmarkt jedoch keine unendliche Masse an guten Keyworddomains hat, ergibt sich folgendes Szenario: Mehr und Mehr gute Keyword Domains müssen verkauft werden um Liquidität zu behalten. Die Domains, die man noch einkaufen kann, sind jedoch oft „schlechter“ als die Domains, die man gerade verkauft hat. Das Ergebnis ist ein langsamer aber spiralförmiger Weg zu immer „schlechteren“ Domains und dazu zu weniger Einnahmen. Wer weiß, was die guten Keyword-Domains in einigen Jahren wert sind? Ein Teufelskreis. Die Alternative ist auch hier die Domainprojektierung.
Aber was ist besser? Themengleiche Domains oder breitgestreutes Portfolio? Auch hier gibt es keine Methode, die Allgemeingültigkeit besitzt. Ich habe anno dazumal angefangen, Domains aus dem Rechtsbereich zu registrieren und zu kaufen. Tatsächlich versuche ich mich mittlerweile auf bestimmte Themen zu konzentrieren. Dennoch habe ich auch Domains, die mit meinen Kernthemen nichts zu tun haben, weil sie entweder Teil eines gekauften Portfolios waren, oder so günstig im Einkauf, dass sich ein Verkauf wohl lohnen würde. Premium Domains sind es immer wert gehalten zu werden, auch wenn sie vielleicht nicht in die eigenen Themen passen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass man sich auf Themen konzentrieren sollte, über die man entweder Spezialwissen besitzt bzw. die Branche kennt oder die bei Handel oder Projektierung finanziellen Sinn machen. Was ist Eure Meinung dazu? Welche Domainstrategie verfolgt Ihr?