Aktuelle Domainnews #8

ZugerschwG – ungefiltert-surfen.de

Am 10.07.2009 wurde das „Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen“ durch den Bundesrat ab genickt. Jetzt könnte es nur noch Bundespräsident Horst Köhler stoppen, wenn er sich weigern würde es zu unterzeichnen. Für die Verweigerung der Unterzeichnung sprechen gute Gründe. Es bestehen berechtigte Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Gesetzesentwurfs. Überdies ist das Gesetz praktisch wenig nützlich, um Kinder effektiv zu schützen.
Sollte das Gesetz doch unterzeichnet werden, dann ist damit zu rechnen, dass ISPs bereits ab 01. August 2009 Filter mit dem berüchtigten Stoppschild Seiten einrichten müssen. Um sich dennoch vor unberechtigten Hausdurchsuchungen zu schützen, wenn man einem fehlgeleiteten Link folgt (und diese Links werden wohl auftauchen), wird empfohlen noch heute die DNS-Einträge in den Netzwerkeinstellungen des jeweiligen OS auf unzensierte DNS-Server zu ändern. Eine Liste der freien DNS-Server gibt es bei ungefiltert-surfen.de. Aber Vorsicht: Wenn man es wagt die DNS-Einträge seines OS zu ändern, dann wird man gleich als Krimineller vorverurteilt, denn man müsse schon einiges an „krimineller Energie“ aufwenden, um das Allerweltsheilmittel „Stopp-Schild“ zu umgehen. Denn wer die Filter umgeht, hätte auch nichts Gutes im Sinn. Es ist schon traurig, was man sich alles anhören darf, bloß weil man seine verfassungsmäßigen Freiheitsrechte gebraucht. Aber auch hier sieht man wieder wie effektiv auf dem Rücken der Opfer argumentiert wird. Die Kinder werden durch diese sinnlosen Stopp-Schilder am wenigsten geschützt. Aber ist die Sperr-Infrastruktur mal eingerichtet, dann wird sich sicher auch gegen Killer-Spiele, 18+ Erotik, Glücksspiel und vieles mehr eingesetzt.

Fun-Domains – Sind Domain Hacks wie schokola.de sinnvoll?

Sie tauchen in schöner Regelmäßigkeit auf: Domains, die nur durch Aussprache ihrer TLD eine sprachlichen Sinn ergeben. Obwohl ich es zugegebenermaßen witzig fand, als Bully seine Domain als „bullypara.de“ vorstellte, bin ich mittlerweile doch genervt den meisten „Domain Hacks“. Einige TLDs wie .me nutzen diesen Umstand gezielt aus und versteigern Domains wie teach.me. Ich persönlich finde die meisten dieser „Hacks“ sinnlos und kommerziell nur schwer an den Mann zu bringen. Eine Premium-Doma.in wird so sicher nicht daraus ;). Was meint Ihr?

Petition gegen „Killerspiele“-Verbot

Die Innenministerkonferenz hat am 5. Juni 2009 entscheiden, dass bald ein „Herstellungs- und Verbreitungsverbot“ von Action-Computerspielen – sog. Killerspielen kommen soll. Ein derartiges Gesetz muss natürlich noch den Bundestag passieren, aber man hat ja am Beispiel der Websperren gesehen, wie schnell so was gehen kann. Die Gegner dieses Vorhabens haben eine Petition eröffnet. Diese kann HIER unterstützt werden. Derzeit liegt die Zahl der Mitzeichner bei 49.371. Ich bin zwar kein aktiver Egoshooter-Spieler, jedoch bin ich gegen jede Form der Zensur und ungerechtfertigten Bevormundung.

DotGay – Die „schwule TLD“

Was unterscheidet eine sinnlose neue gTLD von einer fast sinnlosen neuen gTLD? Das Konzept! Als mir Alexander Schubert auf dem Sommerstammtisch in Hamburg sein neues Vorhaben .gay vorstellte, hatte ich das Gefühl, dass er sich sehr intensiv mit der Materie auseinander gesetzt hatte. Obwohl ich jede neue gTLD überflüssig finde (und ihm das auch gleich mitgeteilt habe), so denke ich, dass es zumindest nicht schaden kann, ein konkretes Konzept an den Tag zu legen. Schubert will bei seiner .gay die TopKeywords blocken und mit eigenen Inhalten füllen. So soll unter news.gay keine Parkingseite eines Investors erscheinen, sondern themenbezogene Nachrichten aus aller Welt. Unter vacation.gay sollen Urlaubstipps für Homosexuelle zu finden sein. Mal abwarten, was daraus wird. Der Inhaber von gay.de kann sich aber schon mal auf die „technische Sicherungsmaßnahme“ der Denic freuen.

Berüchtigte Ankaufsversuche – Was man sich alles anhören muss

Welcher Domainer kennt nicht die regelmäßig wiederkehrenden Emails von den armen Studenten, die unbedingt eine private Seite unter (Achtung Übertreibung!) auto.de aufziehen und die Domain am besten kostenlos übertragen haben wollen. Auch die ehrenamtlichen Vereine springen wie von selbst aus dem Boden. Wenn man dann mit einem halbwegs annehmbaren Preis antwortet, dann kommt oft das Gefasel von wegen „Glücksritter“ und nie im Leben würde man einem Squatter den Lebensabend finanzieren, Blah Blubb.
Legendär ist auch die überlieferte Anfrage des pensionierten Lehrers der bereits die .info Domain besaß und die .de Domain als „Vertipperdomain“ seiner .info haben wollte. Da die .de Domain aber schließlich ja nur der Vertipper ist, wäre er nach „objektiver Betrachtung“ nicht bereit mehr als 20-30 Euro zu zahlen. Nichts gegen Lehrer, aber Lehrer (und Siemens“beamte“) waren mir schon bei meiner Arbeit bei Gericht jedes Mal ein Graus. Beide haben zu viel Zeit und denken, nach dem Lesen eines Buches, wüsste man alles, was der Bereich herzugeben hat. Selten eine Berufsgruppe mit so viel Selbstüberschätzung kennen gelernt.
Bei allem Spaß am Kuriosen hat die Thematik auch eine ernste Seite. Was ist, wenn eine vermeintliche Privatperson eine Domain anfragt und den Preis drückt, sich danach aber rausstellt, dass die Domain in Wirklichkeit an einen großen Internationalen Konzern geht? Darf man hier zu Recht verstimmt sein? Oder sollte der Preis unabhängig vom Käufer gesehen werden? Was meint Ihr?