Denic führt einstellige .de Domains und zweistellige .de Domains ein – Premium .de Domains wieder sicher!
16. Oktober, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · 4 Kommentare
Wie die Denic mitteilt werden bereits nächste Woche die Registrierungsbedingungen für .de Domains gelockert. So wird es zukünftig möglich sein ein- und zweistellige Domains, sowie reine Zahlendomains zu registrieren. Domains wie 1.de, x.de, tv.de oder 123.de können ab Freitag, den 23. Oktober 2009, 09:00 Uhr registriert werden. Dabei findet zunächst eine Einführungsphase statt, in der diese Domains nach dem first come, first served Verfahren vergeben werden. Eine kommerzielle Auktion oder gar die Blockierung der Premium Domains wie bei anderen TLDs (man erinnere sich an .me) findet ausdrücklich nicht statt.
Augenscheinlich hat somit jeder die Chance die Nummer 1.de zu bekommen. Tatsächlich werden die Domains wohl unter den Domainern aufgeteilt, die als Denic-Mitglied entweder einen direkten Zugang haben, oder die mit Denic-Mitgliedern einen Deal geschlossen haben. Wie schon bei der Vergabe der IDN .de Domains werden diejenigen die Premium Domains bekommen, die zeitlich zuerst ihre Anträge an die Denic rausschicken (man erinnert sich hier an os3, die bei der .de IDN-Vergabe 2004 groß abgesahnt haben). Während der Einführungsphase wird es zudem ein spezielles Registrierungssystem geben, das getrennt vom normalen System läuft, um größtmögliche Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten. Die zeitliche Abfolge der Antragseingänge wird dabei über eine E-Mail-Registrierungs-Schnittstelle verarbeitet.
Welche Domains werden am meisten wert sein? Hier gibt es natürlich große Spekulation, aber mit einstelligen und zweistelligen Domains, die keine Markenrechte verletzen, sollte man schon weit vorne dabei sein. Domains wie tv.de, cd.de oder hd.de sind natürlich ein wirtschaftlicher Selbstläufer. Wie schon bei der IDN-Einführung werden schon kurz nach dem Abschluss der Einführungsphase die ersten hochpreisigen Verkäufe (öffentlich oder privat) stattfinden. Man darf also gespannt sein.
Von eingetragenen Marken wie o2.de, ck.de oder m3.de sollte man die Finger lassen. Obwohl hier die Tendenz in der Rechtsprechung dahingehend ist, dass eher eine Nutzungsuntersagung für bestimmte Bereiche, als eine Löschung ausgesprochen wird, kann man sich darauf gefasst machen, dass die betroffenen Firmen alle rechtlichen Mittel ausschöpfen werden. Man sollte bei seiner Vorregistrierung für zweistellige Domains darauf achten, seine Liste nach Marken zu überprüfen und zu bereinigen.
Diese Entscheidung der Denic kommt ohne große Vorwarnung. So habe ich noch auf dem Domainvermarkterforum im September 2009 in Köln mit Frau Sabine Dolderer über die strengen Registrierungs- und Transferbedingungen im Bezug auf gleichlautende TLDs auf der Bühne in einem Zweiergespräch diskutiert. Im Zuge dieser Einführung der ein- und zweistelligen .de Domains werden auch die Registrierungs- und Transferbedingungen gelockert. So können nun .de Domains registriert (und transferiert) werden, die einer TLD entsprechen oder die mit einem KFZ-Kennzeichen übereinstimmen. Wie ich schon damals vermutete, steht diese Lockerung wohl in mittelbarem Zusammenhang mit der Gerichtsentscheidung zu vw.de. So wurde gerade eine Klage zum BGH bereits im Vorfeld abgeschmettert, eine Nichtzulassungsbeschwerde der Denic blieb erfolglos.
Diese Lockerung der Registrierungsbedingungen ist der absolut richtige Schritt der Denic. Die Denic beweist durch das first come, first served Verfahren und die relative kurze Vorlaufzeit einmal mehr, dass es ihr nicht darauf ankommt, möglichst viel Profit aus dieser Vergabe zu schlagen, sondern dass sie vorranging für einen einwandfreien technischen Ablauf sorgt, wie man es von einer Registrierungsstelle erwarten darf.
ccTLDs in Afrika – immer noch ein Abenteuer!
7. April, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · Kommentare deaktiviert für ccTLDs in Afrika – immer noch ein Abenteuer!
Inspiriert durch Gerald von Trixi.com bin ich auf diesen Artikel gestoßen, der beschreibt, dass die meisten der afrikanischen Länder ihre ccTLDs immer noch nicht selbst verwalten. Nur insgesamt 10 Länder in Afrika haben selbst die Kontrolle über ihre ccTLD. So wird beispielsweise die Länderdomain von Ruanda (.rw) von einem in der Schweiz lebenden Belgier verwaltet. Die Verwaltung der Länderdomain von Mauritius (.mu) hat ihren Sitz in Kalifornien, USA und liegt nicht bei der Regierung des Inselstaates. Obwohl viele Regierungen Afrikas mittlerweile einen Antrag auf Rückzuweisung der Verwaltung ihrer ccTLD bei der ICANN gestellt haben, wird diesen Anträgen nur zögerlich stattgegeben.
Die ICANN bemängelt vor allem, dass viele afrikanische Staaten immer noch nicht die technische Kapazität haben, ihre ccTLD selbst zu verwalten. Vielen fehlt es an Servern und geschultem Fachpersonal. Auch muss sichergestellt sein, dass die Domains nach dem Wechsel der Verwaltung der ccTLD nicht verloren gehen oder unberechtigterweise den Inhaber wechseln. Vor allem die Kommunikation mit den jeweiligen Regierungen stellt sich aufgrund der oft instabilen politischen Lage als schwierig dar. So hat der für die ccTLD zuständige Ministerposten eines Landes während des Antragsprozesses 15-mal gewechselt, wobei jeder neue Minister andere Ansichten hatte und teils widersprüchliche Anweisungen gab.
Afrika bietet viele Chancen bei seinen ccTLDs, nicht nur bei offensichtlichen Typo-Varianten von .com wie .cm (Kamerun). Hier kann man in den nächsten Jahren gut beobachten, wie ein ganzer Kontinent ins Internetzeitalter geführt wird.
Google geht gegen Typos vor
1. April, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · Kommentare deaktiviert für Google geht gegen Typos vor
Wie ich gerade festgestellt habe, hat Google auf der deutschen Seite seiner Suchmaschine „Vorschläge“ implementiert, die man bereits von google.com gewohnt ist. Dabei werden dem User bereits bei der Eingabe seiner Suchanfrage Vorschläge als Dropdown unterbreitet, um bereits jetzt zu ermitteln, was er sucht. Damit wird es für SEO-Spammer, die darauf setzen, unter möglichst vielen Tippfehlervarianten gefunden zu werden und ihre Seiten dementsprechend mit Millionen von falsch geschriebenen Wörtern füllen und optimieren ungleich schwerer hier Besucher zu bekommen. Aber viele User geben auch Domains statt in die Browserleiste einfach in das Google Suchfeld ein. Viele Typovarianten von generischen Wort-Domains stehen hier (auch mangels Konkurrenz) auf der ersten Ergebnisseite. Auch diese Domains werden natürlich unweigerlich Besucher verlieren, wenn dem User das richtig geschriebene Wort bereits bei der Eingabe vorgeschlagen wird.
Aktion gegen Typos oder einfach nur ein Nebeneffekt? Ich tippe auf Zweites.
Sind neue gTLDs sinnvoll? – Ist clownpenis.fart die Zukunft?
10. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · Kommentare deaktiviert für Sind neue gTLDs sinnvoll? – Ist clownpenis.fart die Zukunft?
Gestern hatte ich im Zuge der Einführung der gTLD .eco kurz über den Sinn oder Unsinn von neuen gTLDs gesprochen. Heute will ich dieses Thema etwas vertiefen.
Tim Schumacher von Sedo hatte während einer Diskussion auf der Domainpulse („Einführung neuer Top Level Domains – Was kommt auf uns zu?“) ein Video als Untermauerung seiner These angeführt, dass es keine neuen Alternativen zu den bereits erfolgreich bestehenden TLDs geben wird. Das Video ist auf Englisch und hat eine fiktive Investmentfirma zum Gegenstand, die es verschlafen hat, eine passende Domain für sich zu registrieren. Schlussendlich muss man sich mit einer letztklassigen Domain abfinden und damit in einem teuer produzierten Fernsehspot (=das gegenständliche Video) werben. Die im Video gezeigte Domain ist:
clownpenis.fart
Das ist natürlich eine bewußte Übertreibung, die bei dem Rest der Diskussionsrunde zu einigen hochgezogenen Augenbrauen geführt hatte, meiner Meinung aber in der Sache absolut richtig ist. Christian Mülller von Strato meinte zu Anfang der Diskussion, dass es dem Enduser total egal ist, welche Endung er registriert, Hauptsache die SLD stimmt. Das ist, mit Verlaub, kompletter Unsinn und genau das stupide Mantra werbewirksame Versprechen, dass uns die Registrare ständig glauben machen wollen.
Meiner Ansicht nach wird die überwiegende Masse der neuen gTLDs sang- und klanglos wieder von der Bildfläche verschwinden. Vielleicht schafft es die eine oder andere gTLD eine gewisse Bekanntheit zu erlangen, aber das wars dann auch.
Sollte man denn als Domaininvestor nun in diese gTLDs investieren? Nein, ich denke es ist sinnvoller eine zweit- oder drittklassige Domain unter den „großen“ TLDs zu kaufen, als eine erstklassige Domain unter den neuen gTLDs zu registrieren. Zumal es ja oft nicht mit dem Registrieren im Landrush getan ist. Viele Registries (siehe .mobi und .asia) blocken die Top-Domains zunächst im Vorfeld und versteigern sie dann an den Höchstbietenden. So kann es hier richtig teuer werden, wenn man sich verspekuliert, und die neue TLD in ein paar Wochen Monaten Jahren wirtschaftlich immer noch völlig unbedeutend ist.
Green-Domains – kann .eco die Erderwärmung stoppen?
8. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · 1 Kommentar
Green-IT ist ja gerade auf der CeBIT in aller Munde. Kommen jetzt auch die grünen Domains?
Im Zuge der Einführung neuer gTLDs formiert sich eine Initiative zur Einführung der GenericTopLevelDomain .eco, mit dem Ziel den Umweltschutz zu finanzieren. Daher soll der Erlös der Registrierungsgebühren verschiedenen wissenschaftlichen Umweltprojekten zugute kommen. DotEco wurde Ende 2008 gegründet und plant Ende 2009 den Antrag für die neue gTLD .eco bei der ICANN einzureichen. Das Vorhaben wird von dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore unterstützt.
Obwohl ich die Einführungen neuer TLDs wie .himmel, .ruhrpott oder .leberwurst unsinnig finde kritisch betrachte, ist DotEco mal eine spannende Sache. Ich für meinen Teil halte Spenden zwar für sinnvoller, aber ein wenig mehr „grün“ im Domainbusiness kann nicht schaden.
ICANN hatte im Sommer 2008 in Paris beschlossen, neue generische Top Level Domains zuzulassen. Somit steht jedem, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, die Einführung seiner Lieblings-gTLD offen. Alleine die Anfangsgebühren, die vollständig einbezahlt werden müssen, damit die ICANN den Antrag überhaupt prüft, belaufen sich auf USD 185.000,00. Diese Gebühr ist unabhängig vom Erfolg des Antrags zu entrichten. Nur in Ausnahmefällen, wie der Rücknahme des Antrages am Anfang des Prüfverfahrens, sollen Teile dieser Gebühr zurückerstattet werden können. Diese Gebühr dient dazu, den Einführungsprozeß der neuen gTLDs zu finanzieren.
Interessanterweise wurde auf der diesjährigen Domainpulse in Dresden die Frage in den Raum geworfen, wer die neuen gTLDs sinnvoll, gleichgültig oder sinnlos findet. Dabei haben sich hauptsächlich die anwesenden Registrare für die Einführung der neuen gTLDs ausgesprochen. Ist ja auch logisch, egal wie schlecht eine neue TLD auch immer sein mag, es finden sich immer wieder unwissende Neulinge mit zu viel Geld Investoren, die ihr Geld in die neuen TLDs stecken (siehe .mobi, .asia, etc.). Dabei stirbt die Hoffnung übernacht Millionär zu werden eine gute Geldanlage gefunden zu haben zuletzt. Die Registrare machen dabei ihren Umsatz durch die Registrierungsgebühren ohne großes Risiko so oder so, egal ob sich die neuen TLDs durchsetzen oder nicht.