Green-Domains – kann .eco die Erderwärmung stoppen?
8. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · 1 Kommentar
Green-IT ist ja gerade auf der CeBIT in aller Munde. Kommen jetzt auch die grünen Domains?
Im Zuge der Einführung neuer gTLDs formiert sich eine Initiative zur Einführung der GenericTopLevelDomain .eco, mit dem Ziel den Umweltschutz zu finanzieren. Daher soll der Erlös der Registrierungsgebühren verschiedenen wissenschaftlichen Umweltprojekten zugute kommen. DotEco wurde Ende 2008 gegründet und plant Ende 2009 den Antrag für die neue gTLD .eco bei der ICANN einzureichen. Das Vorhaben wird von dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore unterstützt.
Obwohl ich die Einführungen neuer TLDs wie .himmel, .ruhrpott oder .leberwurst unsinnig finde kritisch betrachte, ist DotEco mal eine spannende Sache. Ich für meinen Teil halte Spenden zwar für sinnvoller, aber ein wenig mehr „grün“ im Domainbusiness kann nicht schaden.
ICANN hatte im Sommer 2008 in Paris beschlossen, neue generische Top Level Domains zuzulassen. Somit steht jedem, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, die Einführung seiner Lieblings-gTLD offen. Alleine die Anfangsgebühren, die vollständig einbezahlt werden müssen, damit die ICANN den Antrag überhaupt prüft, belaufen sich auf USD 185.000,00. Diese Gebühr ist unabhängig vom Erfolg des Antrags zu entrichten. Nur in Ausnahmefällen, wie der Rücknahme des Antrages am Anfang des Prüfverfahrens, sollen Teile dieser Gebühr zurückerstattet werden können. Diese Gebühr dient dazu, den Einführungsprozeß der neuen gTLDs zu finanzieren.
Interessanterweise wurde auf der diesjährigen Domainpulse in Dresden die Frage in den Raum geworfen, wer die neuen gTLDs sinnvoll, gleichgültig oder sinnlos findet. Dabei haben sich hauptsächlich die anwesenden Registrare für die Einführung der neuen gTLDs ausgesprochen. Ist ja auch logisch, egal wie schlecht eine neue TLD auch immer sein mag, es finden sich immer wieder unwissende Neulinge mit zu viel Geld Investoren, die ihr Geld in die neuen TLDs stecken (siehe .mobi, .asia, etc.). Dabei stirbt die Hoffnung übernacht Millionär zu werden eine gute Geldanlage gefunden zu haben zuletzt. Die Registrare machen dabei ihren Umsatz durch die Registrierungsgebühren ohne großes Risiko so oder so, egal ob sich die neuen TLDs durchsetzen oder nicht.
Gericht gibt grünes Licht für toys.com
7. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · 1 Kommentar
Wie DomainNameWire meldet hat das Insolvenzgericht dem Verkauf der Domain toys.com für 5,1 Millionen US-Dollar zugestimmt. Die Domain wurde bereits Anfang Februar schon einmal für 1,25 Millionen US-Dollar in einer Auktion versteigert, jedoch verweigerte das Gericht hier die Zustimmung. Die Domain stammt ursprünglich aus der Insolvenzmasse der Firma „The Parent Company“, die im Dezember 2008 Insolvenz anmelden musste. Weitere Domains der insolventen Firma, wie hobbies.com ($102.000 im Paket mit iToys.com) und birthdays.com ($200.000 im Paket mit pinata.com und eParties.com), wurden ebenfalls versteigert.
Die ursprünglichen Ersteigerer von toys.com, Faculty Lounge Partners, werden mit 37.500 US-Dollar und der Erstattung weiterer Rechtsgebühren abgefunden. Neuer Eigentümer von toys.com ist Toys ‚R‘ Us, was aus Unternehmenssicht natürlich Sinn macht. Der Spielzeughändler hatte in der ersten Auktion bereits bei eToys.com ($2,15 Millionen im Paket mit Unternehmensteilen der insolventen Firma) zugeschlagen.
Damit ist der Verkauf von toys.com für $5,1 Millionen (~4.052.604 EUR) der höchste offizielle Domainverkauf des Jahres 2009.
Adsense Account gesperrt – Wie man Google verklagt und gewinnt!
7. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · 5 Kommentare
Aaron Greenspan hat in der Huffington Post einen sehr interessanten Artikel veröffentlicht, der die Probleme, die viele Kunden von Google mit dem Support dort haben, recht gut zusammenfasst. Und das mit einem fast schon komödiantischen Ausgang. Greenspan verklagt Google und gewinnt!
Was war passiert? Aaron Greenspan war jahrelang mit seinem Unternehmen Adwords Kunde, bis er sich entschloss die Seiten zu wechseln und mit einer neu gekauften Domain Adsense (for Content) auszuprobieren. Gesagt, getan und zu seinem Erstaunen hatte die Domain auch noch viele Besucher, was zu einem Umsatz von 721,00 USD führte. Bis schließlich Ende letzten Jahres Greenspans Adsense Account überraschend gesperrt wurde:
Your AdSense account for this login is currently disabled. We recommend checking your email inboxes for any messages we may have sent you regarding your account status. Sometimes our messages can be caught by email filters, so please be sure to check the Bulk/Spam folders of your email accounts as well.
If your account was disabled for invalid click activity, please visit our Disabled Account FAQ for more information.
Man kann seine Verwunderung nachempfinden, hatte er sich doch nach eigener Aussage nichts zu Schulden kommen lassen. Dann geschah das, was viele in der gleichen Situation schon oft feststellen mussten: Google hat keinen Support, nix, nada, null.
Emailanfragen wurden entweder gar nicht oder mit einer Standardmail beantwortet. Anrufe führten ins Leere, da man Greenspan schlicht und einfach nicht verbinden wollte. Weder ein Techniker, noch ein Adsense Manager, ja noch nicht mal die Rechtsabteilung von Google waren für ihn zu sprechen. Und das Kurioseste: Bis auf die Mitteilung, dass er für die Adwordskunden ein „bedeutendes Risiko“ darstellen würde, konnte oder wollte ihm keiner sagen, warum denn nun sein Adsense Account gesperrt worden war.
In einem Anruf beim Adwords-Support, mit dem er als zahlender Kunde schon jahrelang zusammengearbeitet hatte, sagte er dem Mitarbeiter, dass man in Amerika das Recht habe zu erfahren welches Verbrechens man beschuldigt werde, um sich verteidigen zu können. Die Antwort war mal wieder typisch für Google. Der Google-Mitarbeiter sagte Greenspan, dass dieser fundamentale Rechtsgrundsatz nun mal nicht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Google vorkommt und somit auch nicht anwendbar sei.
Jetzt wurde es Greenspan zu bunt und er ging zum Gericht (Small Claims Court entspricht etwa unserem Amtsgericht) von Santa Clara County in Palo Alto, dem gleichen Gerichtsbezirk, dem auch Google USA angehört, und reichte Klage ein. Ziel war es zumindest die verdienten 721,00 USD zu bekommen. Da in den USA in den Small Claims Courts Anwälte nicht zugelassen sind, schickte Google eine Rechtsanwaltsgehilfin in den Prozeß. Diese argumentierte, Greenspan müsse schließlich irgendwas falsch gemacht haben, denn ansonsten wäre er ja nicht gesperrt worden. Auf seine Nachfrage, was er denn konkret falsch gemacht habe, wußte die Google-Mitarbeiterin keine Antwort – offensichtlich wusste sie es selbst nicht einmal. Das sei aber auch gar nicht wichtig, denn Google könne einem den Adsense Account sperren, aus welchen beliebigen Gründen auch immer.
Diese Argumentation erlebte ein jähes Ende, als der Richter fragte, ob Google ihn auch für die Farbe seiner Augen sperren könnte. Schließlich entschied der Richter, dass er zwar im Small Claims Court nicht die Macht habe, Greenspans Adsense Account wieder öffnen zu lassen, aber dass er Google dazu verurteilen kann, Greenspan die 721,00 USD zu bezahlen. Zum ersten Mal befand sich Google nun in den Schuhen seiner Kunden. Die Google-Mitarbeiterin quittierte diese Erfahrung prompt mit einem lauten
But it’s not fair! What if everyone whose account was canceled sued Google?
(Aber das ist unfair! Was ist, wenn jeder, dem Google das Account gesperrt hat nun Google verklagt?)
Die Frage ist gar nicht mal so weit hergeholt. Bis Google seinen Support nicht grundlegend verändert, bzw. überhaupt mal Support für einige Produkte einführt, ist der Kunde immer der Willkür Googles ausgesetzt. Ich möchte gar nicht abstreiten, dass in einer Vielzahl der Fälle die Adsense Accounts zu Recht gesperrt werden (Eigenklicks, Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen, etc.), aber es muss möglich sein, zu erfahren, warum man gesperrt worden ist, um seine Sachlage darlegen zu können. Auch ich habe einen Adsense Account, aber ich benutze ihn nicht, schlicht und einfach deswegen, weil es mir suspekt ist, überhaupt keinen Support zu bekommen, wenn man ihn braucht.
Stefan Zwanzger hat vor einiger Zeit ein Interview mit Google auf dem Google Campus in Kalifornien geführt. Dabei kam auch das Thema Support zur Sprache und die Google-Mitarbeiterinnen Kim Malone (AdSense Director of Operations) und Michelle Vidano (Head of AdSense Product Marketing) hatten dazu folgendes zu sagen:
Affiliate.de: Hinsichtlich der Betreuung: Gibt es eine AdSense-Telefon-Hotline für die Nutzer?
Michelle: Wissen Sie, wir haben die Publisher gefragt, was sie wollen, und sie wollten das nicht wirklich.
Kim: Was die Publisher wollen ist mehr Geld, höhere Verdienste. Wir können aufgrund des Feedbacks sagen: die Nutzer wollen eher, dass wir unsere Ressourcen dafür einsetzen, herauszufinden, wie wir ihnen zu noch höheren Einnahmen verhelfen können…
Was muss man nehmen, um so einen Realitätsverlust zu erleiden? Kunden wollen keinen Support? HALLO? Klopf Klopf, jemand zu Hause?
Na, da hat Google seit 2006 ja ganze Arbeit geleistet. Man hört aus allen Ecken, dass die Adsense Einnahmen permanent sinken, obwohl der Online Werbemarkt stetig wächst (auch jetzt in der Wirtschaftskrise). Da hätte man mal lieber in Support investieren sollen.
Aber mittlerweile scheint sich Google doch in Richtung Kunden zu öffnen (obiges Interview stammt aus 2006). Ich hatte in Nizza auf dem SedoPro Partnerforum die Gelegenheit mit einem deutschen Google-Mitarbeiter zu sprechen, der für den Partnerfeed im Domainparking-Bereich zuständig ist. Während des sehr angenehmen etwa zweistündigen Gesprächs habe ich ihn auch gefragt, warum der Support bei einzelnen Produkten wie Adsense praktisch nicht vorhanden ist, und das der Grund ist, warum ich es nicht benutze. Er hat mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass es für Kunden mit entsprechendem Umsatz (die Adsense PremiumAccounts) Keyaccount Manager gibt, die diese Kunden betreuen. Darunter gibt es aber nur die Möglichkeit per Email Kontakt aufzunehmen. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass zumindest die deutschen Google-Mitarbeiter sehr bemüht und „pro Kunde“ eingestellt sind.
Im Fall von Greenspan möchte ich betonen, dass er nicht das neue Google Adsense für Domains (das sog. eigene Google-Domainparking) benutzt hatte, sondern Adsense for Content. Diese Anzeigen hatte er einfach auf einer Platzhalter-Seite eingebaut (sog. MFA (Made for Adsense) Seiten), was natürlich gegen die Adsense Nutzungsbestimmungen verstößt. Somit erfolgte seine Sperrung zu Recht und die ganze Sache vor Gericht hätte wohl vermieden werden können, hätte man ihm nur den Grund für seine Sperrung mitgeteilt.
Firefox gegen Domainparking?
6. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · 2 Kommentare
Ein neues Addon des Browsers Firefox blockiert geparkte Domains auf Browserebene bereits beim ersten Ansurfen. Den Benutzern des Addons wird beim Aufruf einer geparkten Domain eine Warnung gezeigt mit der Meldung:
Blocked by Duck Duck Go Toolbar – GeparkteDomain.tld is probably a waste of your time
(Blockiert bei Duck Duck Go Toolbar – GeparkteDomain.tld ist wahrscheinlich reine Zeitverschwendung)
Der User hat dann die Möglichkeit auf die vorher angesurfte Seite zurückzugehen, die Seite trotzdem zu besuchen oder nach etwas anderem zu suchen. Da dies den Großteil der arglosen Surfer davon abhält, die geparkten Seiten zu besuchen, ist wohl sicher. Dem Inhaber der geparkten Domain geht so wertvoller TypeIn Traffic und damit Umsatz verloren. Da der Verkaufswert von Domains oft anhand der TypeIns und der Einnahmen bemessen wird, schädigt diese Entwicklung nicht nur das Domainparking, sondern langfristig auch den Wert generischer TypeIn Domains.
Sollte sich so etwas durchsetzen, dann ist das sicher eine Bedrohung für das Domainparking. Dies ist eines der Szenarios, die die Domainwirtschaft nachhaltig beeinträchtigen könnten. Die zugrunde liegende Motivation ist aber nicht neu. Immer wieder kommen Argumente auf, dass das „Horten“ von Domains prinzipiell „schlecht“ und „böse“ sei, da man ja „legitime“ Interessenten abhalte, die Domain zu entwickeln und „besser“ zu nutzen. Der Domainparker nutze die Domain ja überhaupt nicht richtig, sie sei ja „nur“ geparkt. Auch die Entwickler des Addons haben eine ähnliche Einstellung. Auf der Webseite der Entwickler heisst es:
Hi, my name is Fang. My friend Sheriff and I are making a list of parked domains and are developing tools to use it.
Why, you ask? Needless to say, parked domains suck! We started this project to help reduce this suckage.
(Hallo mein Name ist Reißzahn. Mein Freund Sheriff und ich machen eine Liste geparkter Domains und entwickeln Werkzeuge um diese zu benutzen. Du fragst, warum? Natürlich weil geparkte Domains zum kotzen sind! Wir haben dieses Projekt gestartet, um dabei zu helfen diesen Mist zu reduzieren.)
Diese Entwicklung sollte natürlich kritisch beobachtet werden. Laut Wikipedia wurde für Firefox am 02. März 2009 ein Marktanteil von 24,8 Prozent in Deutschland ermittelt. Golem.de ermittelte im Februar 2009 sogar eine Verbreitung von 61 Prozent, wobei hier festgestellt werden muss, dass sich Golem.de primär an „professionelle Computeranwender“ richtet. Das „professionelle Anwender“ eine Parkingseite auch ohne das AddOn erkennen und sofort wegklicken würden ist nur ein ein schwacher Trost, da diese Profis ja auch als valider TypeIn-Besucher gewertet werden würden und somit auch ohne Klick auf die Anzeigen den Wert von generischen Domains rein durch den Besuch steigern. Mann kann zwar davon ausgehen, dass der 08/15 User, der in der Regel eine Parkingseite nicht als das erkennt, was sie ist, weder Firefox benutzt, noch auf die Idee kommt, dieses Addon zu installieren, jedoch ist das nicht wirklich beruhigend. In der Regel installieren Netzwerk-Admins großer Unternehmen solche Dinge für alle Arbeitnehmer, so dass dann zumindest das ansurfen geparkter Seiten während der Arbeitszeit entfällt.
Das Addon, das zur Suchmaschine duckduckgo.com gehört, hat nach eigener Aussage derzeit mehr als 42 Millionen „nutzloser“ Webseiten gespeichert und zur Blockierung ausgeschrieben. Was passiert eigentlich, wenn die Domain doch schlussendlich projektiert wird? Ist die Domain jetzt für immer auf der „schwarzen Liste“ und somit geblockt? Gibts dafür einen „Reinclusion Request“ wie bei Google, und wenn ja, wen interessiert das überhaupt?
Das Addon hat auch noch einen weiteren „Nutzen“. Sollte sich ein Benutzer einmal vertippen und statt twitter.com twiter.com eingeben, so wird er umgehend gewarnt und gefragt, ob er nicht eher „Twitter.com“ gemeint hat. Ob dies auch für generische Typos so „funktioniert“ ist noch zweifelhaft, aber die Entwicklung spricht eine eindeutige Sprache.
Was sollten Domainer nun angesichts dieser Entwicklung tun? Geparkte Domains schnell jetzt noch verkaufen, solange die Parkingeinnahmen als Wertmaßstab noch akzeptabel sind (meine E-Mail steht im Impressum ;-))? Panische Bestrebungen anstrengen, alle Domains nun schnell „irgendwie“ zu entwickeln? Auf Florist umschulen?
Nichts dergleichen! Die Projektierung der eigenen Domains ist zwar meiner Ansicht nach der Weg in die richtige Richtung, aber schlecht projektierte Domains schaden eher als dass sie nutzen. Wichtig ist, dass man die sich derzeit andeutenden Entwicklungen nicht ignoriert und sich langsam aber sicher neu ausrichtet. In der Domain-Projektierung liegt die Zukunft, und sei es auch nur ein gut gemachtes Miniprojekt.
Domainportal.de startet durch!
5. März, 2009 von RA Christian Kerschbaum, Fachanwalt für IT-Recht · Kommentare deaktiviert für Domainportal.de startet durch!
Willkommen auf Domainportal.de!
Obwohl schon länger als Linkportal online, wird nun was Gscheites draus, wie wir in Bayern so sagen. In Zukunft wird es neben aktuellen Newsbeiträgen rund um Domains, Domainer und die Domainwirtschaft auch Interviews mit interessanten, bekannten, unbekannten aber auch berüchtigten Personen geben. Daneben werden grundlegende Dinge erklärt, die in Foren immer wieder mal auftauchen und gefragt werden. Das Design ist noch nicht final, aber auch eine Reise von 1000 Kilometern beginnt mit einem ersten Schritt ;-).
Also bleibt dran und dabei, es passiert was!